[Note: Here is a second close reading of a cancel culture-text, this one of a text I kept going back to in writing Cancel Culture Transfer, but which I didn’t end up talking about in the book. It’s kind of a classic in the way it frames and narrates a specific set of incidents, and it is ancient, by the standards of this discourse … well, it’s from May 2021. As before there is a quick-and-dirty English translation appended after the main text.]
In Cancel Culture Transfer habe ich behauptet, es gehöre zur elementaren Kunst des Cancel Culture-Alarmtexts, „aus wenigen Datenpunkten effizient eine ganze Stimmung zu fabrizieren“. Zwischen den Anekdoten und der Stimmung besteht dabei ein hermeneutischer circulus vitiosus: Einerseits ist ohne die Stimmung als Hintergrund nichts an der Anekdote wirklich dramatisch oder bedrohlich. Ohne ein sich verengendes Diskursklima wirkt die Anekdote von irgendeinem Museum, einer Uni, oder einer Twitter-Bubble provinziell und uneindeutig. Und umgekehrt: ohne die Suggestivkraft der Anekdote, ohne ihre rhetorische Verpackung (Personen werden „vernichtet“, nicht einfach „kritisiert“, kleine Streitereien in irgendwelchen Mini-Milieus werden zu „Fanalen“ und „Scheiterhaufen“) lässt sich auch die große Zeitdiagnose nicht wirklich machen. Nur so lässt sich aus dem Rauschen der Online-Welt, aus dem Rauschen irgendeiner Bubble, ein Signal machen. In dieser Ausgabe des Newsletters will ich einmal genau demonstrieren, wie ich diesen Prozess verstehe.
Ich nehme ein Beispiel, das mir ehrlich gesagt unangenehm ist. Ich kenne den Autor nicht, und ich kenne auch die Position des Autors nicht. Aus genau diesem Grund habe ich dieses Beispiel auch relativ spät im Lektorat aus dem Buch genommen. Denn soweit ich durch eine kurze LinkedIn-Recherche eruieren konnte, handelt es sich bei Autor Marc Neumann nicht um einen fest angestellten NZZ-Mitarbeiter. Vielleicht ist er das, aber er hat jedenfalls keinen offiziellen Titel, den ich finden konnte. Auch meine NZZ-Kontakte kannten ihn nicht (was nichts heißen muss). Er scheint auf Twitter 170 Follower zu haben. Er schrieb sehr viel für die NZZ (fast vierzig Artikel in einem Jahr), und unter anderem Texte, die freie Mitarbeiter in meiner Erfahrung eher nicht machen (kurze Glossen, Interviews usw.), aber ein Korrespondent scheint er auch nicht zu sein.
Warum ist das wichtig? Weil ich mir bei so einem Fall meiner eigenen Positionalität bewusst bin: wenn ich hier als Professor in einem Suhrkamp-Buch einem freien Mitarbeiter einer Tageszeitung seine Arbeit vorwerfen würde, würde ich das einerseits zwar als mein gutes Recht verteidigen, fände das gleichzeitig allerdings zutiefst unglücklich. Ich fand, im Buch sollte ich generell nicht „nach unten treten“, und beschränkte mich lieber auf Leute wie Joffe oder Poschardt, denen meine Meinung einigermaßen gleichgültig sein kann (Herr Poschardt hat schon auf Twitter erklärt, wie gleichgültig ihm meine Meinung ist, zumindest in dieser Hinsicht hat sich mein Instinkt also glücklicherweise bestätigt). Bei Herrn Neumann war ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob eine Kritik seiner (häufig kritikwürdigen) Texte „nach unten Treten“ gleichkommen würde, oder nicht.
Andererseits finde ich diesen spezifischen Artikel von Herrn Neumann gerade insofern interessant und wichtig, als er (spoiler alert) eigentlich gut ist! Oder gut sein könnte! Der Text ist nur da miserabel, wo er sich blind vom Cancel-Narrativ leiten lässt, und nicht bemerkt, dass die zusammengetragenen Datenpunkte eigentlich das genaue Gegenteil nahelegen von dem, was der Text als Diagnose aus seinen Daten abzuleiten vorgibt. Ich will diesen Text nicht abkanzeln, ich finde, er enthält sehr viel Interessantes. Aber seine Methode der Aufbereitung der in ihm zusammengetragenen Fakten, zeigt genau, wie die Mechanismen der Cancel Culture-Panik zu schlechterer und ungenauerer Beobachtung verleiten können.
Also, zum Text: Sie können ihn hier nachlesen, aber ich werde ihn unten ausgiebig zitieren. Am 7. Mai 2021 brachte die NZZ einen Text, der die Einweihung einer Statue für drei feministische Vorkämpferinnen zu einer typischen Invektive gegen „woke” Canceler und ihre „intersektionale” „Identitätspolitik” nutzte (nennen wir es Zürcher Geschnetzeltes). Der Titel lautete: „Frauenrechtlerinnen? Egal, was sie erreicht haben, für amerikanische Kulturkämpfer sind sie bloss Rassistinnen“. Soweit, so eindeutig. Der Hintergrund ist der: Die Stadt New York hatte Elizabeth Cady Stanton, Sojourner Truth und Susan B. Anthony eine eigene Statue im Central Park gewidmet („The Pioneers Monument“). Aber, so wusste Herr Neumann zu berichten: „Wer nun denkt, dass die Würdigung der frei Frauen Freude und Stolz ausgelöst hat, irrt. Schließlich sind die USA ein Land im Kulturkampf.”
Nach so einer Ankündigung werden Sie sich gut vorstellen können, was in New York passiert war – wir kennen solche Episoden ja leider mittlerweile nur zu gut. Ihre Vorstellung wäre allerdings falsch. Gab es Proteste? Nein, „im Gegensatz zu anderen Denkmälern” – Neumann meint hier Denkmäler für Generäle, die für ihr Recht andere Menschen als Vieh zu besitzen, in einen mörderischen Krieg gezogen waren – „blieb die Skulptur … weitgehend unbehelligt.” Gab es Kritik an der Auswahl der Frauenrechtlerinnen? Naja, jemand „hatte eine Schriftrolle mit Namen von anderen Frauenrechtlerinnen vor dem Denkmal” platziert – wie genau diese Geste zu verstehen sei, wurde im Artikel nicht weiter diskutiert. Wenn also keine Proteste und keine explizite Kritik, was war denn dann eigentlich passiert? Nun ja, auf der „Meinungsseite der New York Times entbrannte eine Debatte,” die dann – und Sie müssen jetzt sehr stark sein – ihren Niederschlag in einem Podcast fand:
„Aber auf der Meinungsseite der «New York Times» entbrannte eine Debatte, die im Dezember im Podcast «Femsplainers» weitere Kreise zog. Folgt man dem Verdikt von Akademikerinnen wie Rosalyn Terborg-Penn oder dem «NYT»-Kolumnisten Brent Staples, waren Suffragetten eiskalte Rassistinnen. Die Vorwürfe sind nicht neu, die Beweisführung bleibt fragwürdig.”
Hier schrillen beim Cancel Culture-Kenner bereits die Alarmglocken. „Verdikt“, „Beweisführung“ – der Text versucht mit juristischem Vokabular eine Debatte zum Justizirrtum, zur Inquisition, zum kafkaesken Prozess umzudeuten. Ein Kampf innerhalb der Progressiven wird heraufbeschworen, um zu zeigen, dass es jeden — ja, auch Vorstreiterinnen für das Frauenwahlrecht — erwischen kann. „Akademikerinnen wie“ Rosalyn Terborg-Penn werden ins Feld geführt, aber ihr „Verdikt“ („eiskalte Rassistinnen“) steht nicht in Anführungszeichen, scheint also kein Zitat zu sein. Auch, dass es „egal” sei, was die Suffragistinnen „erreicht haben”, wäre für eine Feministin ein ausgesprochen seltsamer Satz.
Mit solchen Kniffen suggeriert der Text, die Cancler:innen in spe kämen zu Wort, obwohl er ihnen in Wahrheit Worte in den Mund legt. Dass Prof. Terborg-Penn z.B. sich nicht zur Eröffnung der Skulptur geäußert hat, lässt sich allein schon daraus schließen, dass die Historikerin 2018 gestorben ist, die Statue allerdings erst im August 2020 eingeweiht wurde. Terborg-Penns wichtigstes Buch (African American Women in the Struggle for the Vote, 1850–1920, 1998 erschienen), verlangte auch nicht, dass Frauen wie Stanton oder Anthony aus den Geschichtsbüchern gestrichen werden sollten, sondern, dass die Namen unzähliger afroamerikanischer Suffragettes hinzugefügt werden sollten (genau dies hob die New York Times in ihrem Nachruf auf Terborg-Penn 2018 hervor).
Was war also war faktisch in New York passiert? Die Errichtung einer Skulptur im Central Park wurde zum Anlass, für verschiedene Intellektuelle und Akademiker:Innen über die Verdienste und die Schattenseiten der amerikanischen Bewegung für Frauenwahlrecht zu diskutieren. Zunächst sollte die Statue nur die beiden weißen Feministinnen Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony darstellen. Die Historikerin Martha Jones hatte in der Planungsphase argumentiert, das Monument dürfe die „enge, oft rassistische Vision“ von Stanton und Anthony nicht zum Pars pro Toto für „den“ Feminismus präsentieren – und verlangte die Inklusion der als Sklavin geborenen Aktivistin Sojourner Truth, nicht etwa die Exklusion von Stanton und Anthony. Auch der Artikel von Brent Staples, auf den Neumanns Text verweist, bezieht sich auf diese frühe Version der Statue ohne Sojourner Truth – nicht auf die, die Neumann tatsächlich beschreibt und um die er einen „Kulturkampf“ ausmacht. (Der Vollständigkeit halber sollte ich anmerken: Staples findet sehr wohl, dass Stanton und Anthony sich in bestimmten Situationen rassistischer Topoi bedient, und sich an bestimmten Punkten der White Supremacy akkommodiert hätten. Diese Sicht ist unter Historiker:Innen des amerikanischen Feminismus, soweit ich weiß, nicht wirklich kontrovers.)
Dann aber ging es um Design-Fragen: Sollte die Statue das gespannte Verhältnis zwischen Truths Position und den beiden anderen Suffragetten thematisieren, oder eher das verbindende Thema Feminismus betonen? Wie sollte mit den Namen anderer umgegangen werden, die nicht abgebildet waren? Sehr viel Kontroverseres scheint der Text also nicht zu behandeln, auch wenn der atemlose Ton und das Kulturkampfvokabular etwas anderes suggerieren. Zur Erinnerung: „Eiskalte Rassistinnen" seien die Suffragetten gewesen, so gibt Neumann die Kritiker:Innen wieder. Dabei war die Debatte eine ganz andere gewesen.
Als vermeintliche Großinquisitorin gegen die Suffragetten tritt in Neumanns Text Elaine Weiss auf, Journalistin und Autorin von The Woman’s Hour, einer Geschichte der Suffragetten. Weiss zeigt eindrücklich, dass der Kampf für das Frauenwahlrecht weiße amerikanische Suffragetten manchmal in anti-rassistische Positionen zwang (weil Rassisten Angst hatten, dass wenn man Frauen das Wahlrecht verlieh, man es auch Schwarzen würde geben müssen) und manchmal in eine Position, in der sie mit Rassisten gemeinsame Sache machen mussten (Denn, wenn „selbst” nichtweiße Gruppen wählen durften, mit welchem Recht verwehrte man ehrbaren weißen Frauen das Recht?).
Neumann zeigt in seinem Text auf, dass die Geschichte gerade des Frauenwahlrechts in den USA im neunzehnten Jahrhundert stark von im Rückblick problematischen Allianzen und rhetorischen Schulterschlüssen gekennzeichnet ist – unter anderem mit offenen Rassisten oder Einwanderungsfeinden. „Die Suffragetten”, so resümiert Neumann und wahrscheinlich auch absolut richtig, „agierten also in einem Geflecht wechselnder feministischer, abolitionistischer und xenophober Allianzen”.
Aber, so gibt er zu bedenken „diese historische Komplexität der Identitäten kann nur auf ihren (angeblichen) Rassismus reduzieren, wer einen Maßstab ansetzt, der auf einer intersektionalen Hierarchie beruht.” Die vom Autor offen eingestandenen „xenophoben“ Allianzen der Suffragetten sind also binnen weniger Sätze zu „angeblichem“ Rassismus mutiert („xenophob“ ist auch ein seltsamer Begriff für ein System, das sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Menschen entzündete, die per definitionem in den USA geboren wurden, aber okay).
Wie dem auch sei: Wer in den frühen Feministinnen nur „eiskalte Rassistinnen" sieht, so Neumann, macht es sich viel zu einfach. Allerdings wird im ganzen Text keine Person zitiert, die sie auch so nennt. Es stimmt, dass für einen Blick auf die Geschichte des amerikanischen Feminismus, ein Verständnis für die „historische Komplexität der Identitäten” hilfreich ist. Und Herr Neumann hat auch recht, dass das „Geflecht” aus „feministischen, abolitionistischen und xenophoben” Allianzen für die Analyse der Frauenbewegung in den USA unabdingbar ist. Genau eine solche Methode der Analyse hat der amerikanische Feminismus entwickelt, und Herr Neumann scheint auch von ihr gehört zu haben – sie heißt Intersektionalität. Die aber soll angeblich gerade die falsche Herangehensweise darstellen. (Nebenbei bemerkt legt das Wort „intersektionalen Hierarchie“ nahe, wo das Missverständnis liegt: Der Text wiederholt weitgehend eine falsche Charakterisierung von Intersektionalität, die unter amerikanischen Rechten kursiert. Die besagt, bestimmte Identitäten seien für eine intersektionale Denkart eo ipso wichtiger oder bedeutsamer als andere (schwarze Lesben sind besser als weiße, oder so) – und nicht etwa, dass bestimmte Parameter unserer Identität in einem bestimmten analytischen Kontext wichtiger oder bedeutsamer sein können.)
Die Herangehensweise des Autors an diese historische Komplexität zeigt genau, wie in Cancel Culture-Alarmtexten Stimmung und Anekdote in grundverschiedene Richtungen zeigen können. Der Literaturwissenschaftler meint zwei Artikel zu erkennen, die in vier Spalten NZZ-Feuilleton miteinander ringen. Einerseits ein sehr informativer Artikel zu den historiographischen Komplexitäten, wenn es um den Kampf um das Frauenwahlrecht in einem von Rassismus und seiner mangelnden Aufarbeitung gezeichneten Land geht, der sich zu einer eloquent vorgetragenen intersektionalen Position durchringt. Und andererseits ein Text, der diese Komplexität verdrängt und über dieselbe intersektionale Position, die er selbst besetzt, lästert. Neumanns Text macht zwei Dinge, die das deutschsprachige Feuilleton gut kann: Er informiert und kontextualisiert, stellt sicher, dass seine Leser:Innen etwas dazugelernt haben. Und er bietet eine atmosphärisch dichte aber empirisch schwache Deutungsschablone an, die sicherstellt, dass Leser:Innen nicht realisieren müssen, was sie soeben gelernt haben.
Überhaupt muss man fragen: Welcher Gang der Ereignisse wäre für Neumann kein „Kulturkampf” gewesen? Wenn man in New York nur Rosenblätter über die Statuen ausgeschüttet hätte und vor ihnen in Prostratio gelegen hätte? Und wäre das nicht vielmehr jenes andere Schreckgespenst des Cancel Culture-Feuilletons gewesen, nämlich die „Wokeness” als „Religionsersatz”? In einem Sprachspiel, in dem die Beschreibung angeblicher Probleme schon unglaublich schwierig ist (Wo hört eine Debatte auf, wo fängt ein Shitstorm an? Was ist Kritik und was ist Canceln?), wird man den Verdacht nicht los, dass egal auf welche Seite eines nur für den/die Autor:In sichtbaren Meridians idealer gesellschaftlicher Konsensbildung die New Yorker Ereignisse gefallen wären, ein Narrativ bereitgestanden hätte, um sie zum Problem zu erklären.
Das Problem mit Cancel Culture-Texten ist somit nicht Stimmungsmache – wie viele dieser Essays wirklich Menschen überzeugen, ist eine offene Frage. Nein, ihr Kunstgriff hat vielmehr mit dem epistemischen Status der Stimmung zu tun. Sie sagen: Es ist in Ordnung, Einzelfälle immer schon im Licht eines ganz spezifischen Framings zu sehen, und sich dann zu sagen, man habe sich informiert. Wie solche Artikel Stimmung schaffen und legitimieren, kann man an Neumanns Text gut demonstrieren: Stimmung kommt vor Detail, alles wird im caravaggiesken Schlaglicht des Kulturkampfs analysiert. Erst in ihm werden die Gräben unüberbrückbar, wird aus einer Debatte Zensur, wird aus kritischer Aufarbeitung Geschichtsklitterung. Mehr noch: Die Leser:Innen werden durch das Framing der Option beraubt, die beschriebene Debatte interessant oder produktiv zu finden. Dazu werden schlicht nicht genug oder die falschen Details genannt.
ENGLISH VERSION
In Cancel Culture Transfer, I argued that the basic art of Cancel Culture0text is “to efficiently fabricate an entire mood from a few data points.” There is a hermeneutic vicious circle between the anecdotes and the overall mood of the piece: On the one hand, without the atmospheric background, there is nothing really dramatic or threatening about the anecdote. And vice versa: without the suggestive power of the anecdote, without its rhetorical packaging (people are “destroyed”, not simply “criticized”, small quarrels in random mini-milieus become “lynchings” etc.), the big diagnosis the text wants topush towards can’t really work. So it is very important to fabricate a signal from the noise of the online world, from the noise of some bubble, from the noise of academic rivalries. In this issue of the newsletter I want to demonstrate exactly how I understand this process.
I'll take an example that, frankly, makes me uncomfortable. I don't know the author and I don't know the position of the author. For this very reason, I took this example out of the book relatively late in the editing process. Because as far as I was able to find out from a bit of LinkedIn research, the author Marc Neumann is not a permanent employee of the Neue Zürcher Zeitung, where his texts appeared in the arts pages. Maybe he is, but he certainly doesn't have an official title I could dig up. My contacts at the newspaper didn’t seem to know either. He wrote a great deal for the NZZ (almost forty articles a single year), and he wrote things that freelancers don't usually get asked to write (short comments, etc.), but his work wasn’t presented like that of an official full-time correspondent either.
Why is that important? Because I want to be conscious of my position: If I, as a tenured professor, criticize the work of a freelancer at the NZZ, then I (a) think I have that right and I (b) don’t necessarily think it’s such a great idea. I didn't think I should generally "punch down" in the book, preferring to limit myself to people like Josef Joffe or Ulf Poschardt, who are so established and privileged that they can be reasonably indifferent to my opinion (Mr. Poschardt has already explained on Twitter just how indifferent he is to my opinion, so luckily my instincts were confirmed in this regard). With Mr. Neumann, I wasn't 100% sure whether a criticism of his (often criticism-worthy) texts would amount to "punching down" or not.
On the other hand, I find Mr. Neumann's article interesting and important precisely insofar as it (spoiler alert) is actually possibly … almost good? The text is only terrible where it blindly chains itself to the cancel narrative and fails to notice that the collected data points actually suggest the exact opposite of what the text purports to derive from its data as a diagnosis. There is an informative article hiding in it, but what happens to that article in and through the cancel culture-framing is pretty interesting.
So, let’s talk about the text: you can read it here, but I'll try to quote it extensively in what follows. On May 7, 2021, the NZZ ran a text that used the unveiling of a statue for three feminist pioneers for a typical invective against "woke" cancelers and their "intersectional" "identity politics" (this particular stew has become something of a regional specialty of the NZZ). What seems to have happened is this: The City of New York dedicated a dedicated statue in Central Park to Elizabeth Cady Stanton, Sojourner Truth, and Susan B. Anthony. But, as Mr. Neumann reported: “Anyone who thinks that honoring women’s liberation would trigger joy and pride is wrong. After all, the US are a country in the grip of a culture war."
After that opening you probably have some forebodings as to what exactly happened in New York – after all, thanks to the efforts of texts like this, we know how these kinds of episodes are supposed to go. Your forebodings would, however, be wrong. Were there protests? No, "in contrast to other monuments" – Neumann seems to be thinking here of monuments to generals who fought a murderous war over their right to own other people – "the sculpture ... remained largely undisturbed." So we have a context of destroyed statues, just not this particular statue. Was there outrage about the selection of these particular feminist icons? Well, someone "had placed a scroll with the names of other women's rights activists in front of the memorial" – the article doesn’t explore the precise meaning of this gesture, and it seems, as far as culture wars go, anodyne in the extreme. So if there were no protests and no explicit criticism, what actually happened? Well, the "New York Times opinion page played host to a debate," which then culminated – and I need you to be very strong here – in a podcast.
“But on the opinion page of the New York Times, a debate flared up that spread further in December on the Femsplainers podcast. According to the verdict of academics like Rosalyn Terborg-Penn or NYT columnist Brent Staples, suffragettes were stone-cold racists. The allegations are not new, the evidence remains questionable."
This is where for the Cancel Culture connoisseur every alarm bell starts ringing. "Verdict", "evidence" – the text seems intent on getting its readers to (mis)understand a public debate as a legal proceeding. It cites “women academics like” Rosalyn Terborg-Penn, but their “verdict” (“stone cold racists”) is not in quotation marks. With such tricks, the text suggests that the “cancelers" have had their say, although in reality the article fairly openly puts words in their mouths. The fact that Prof. Terborg-Penn, for example, did not comment on the opening of the sculpture can be inferred from the fact that the historian died in 2018. Terborg-Penn's most important book (African American Women in the Struggle for the Vote, 1850–1920, published in 1998) also did not demand that women like Stanton or Anthony should be erased from history books, but rather that the names of countless African American suffragettes should be added (this is in fact understood as Terborg-Penn’s great contribution to the history of women’s suffrage, as New York Times highlighted in the historian’s 2018 obituary).
So what happened? The erection of a statue in Central Park ("The Pioneers Monument") became an occasion for various intellectuals and academics to discuss the merits and downsides of the American women's suffrage movement. Initially, the monument was intended to represent only two white feminists, Elizabeth Cady Stanton and Susan B. Anthony. Historian Martha Jones argued during the planning phase that the monument should not present Stanton and Anthony's "narrow, often racist vision" as a pars pro toto for "the" women’s movement – and called for the inclusion of Sojourner Truth. Not, mind you, for the exclusion of either Stanton or Anthony. The Brent Staples article referenced in Neumann's text in fact refers to this early version of the statue without Sojourner Truth – not the monument that Neumann actually describes and around which he sees a "culture war" raging.
But this inclusion raised some interesting questions for the monument’s design: Should the statue address the tense relationship between Truth's position and the other two suffragettes, or rather emphasize the unifying theme of feminism? The text does not seem to deal with much that is more controversial, even if the breathless tone and the culture war vocabulary work overtime to suggest otherwise. Neumann claims the critics described Stanton and Anthony as "stone-cold racists". It does not seem to be a quote.
The critics are barely mentioned in the text at all (most of his information seems to come from Christina Hoff Sommers’ podcast). Neumann's text features Elaine Weiss, journalist and author of the book The Woman's Hour, a history of the suffragettes, as the supposed Grand Inquisitor against the suffragettes. Weiss’s book shows that the fight for women's suffrage sometimes pushed white American suffragettes into taking explicitly anti-racist positions (because racists were afraid that if women were given the right to vote, black people would have to be given the same) and sometimes into a position in which they had to collude with racists (because if "even" non-white groups were allowed to vote, what reason was there to deny honorable white women the right?).
In his text, Neumann shows that the historic struggle for women's suffrage in the United States in the nineteenth century is strongly characterized by alliances and rhetorical appeals that are problematic in retrospect – including with open racists or anti-immigration groups. "The suffragettes", as Neumann sums it up and is probably absolutely correct to do so, "were acting in a nexus of changing feminist, abolitionist and xenophobic alliances".
But, he points out, “this historical complexity of identities can only be reduced to its (alleged) racism by applying a standard based on an intersectional hierarchy.” Note how the "xenophobic" alliances of the suffragettes, which the author openly acknowledges, mutate within a few sentences to an "alleged" racism ("xenophobic" is also a strange term for a system of racial segregation that was centered in the second half of the 19th century on people who born in the US by definition, but okay).
Be that as it may: Anyone who sees the early feminists as just "stone-cold racists," according to Neumann, is making it far too easy for themselves. However, no single person is quoted in the entire text calls them that. Now, it is true that for a look at the history of American feminism, an understanding of the “historical complexity of identities” is helpful, and Mr. Neumann is also right that the “nexus” of “feminist, abolitionist, and xenophobic” alliances is essential to analyzing the women's movement in the United States in the 19th century. There is of course such a method of analysis developed by American feminism, and Mr. Neumann seems to have heard of it, too – it's called intersectionality. The very concept which he seems to think makes the “nexus” of shifting alliances invisible. (On a sidenote, the word “hierarchy” may give away the game here. The text is largely repeating a mischaracterization of intersectionality as saying certain identities are more important or significant than others eo ipso – as opposed to being more important or significant in a specific analytic context.)
The author's approach to this historical complexity shows exactly how Cancel Culture freakout texts work even when atmosphere (“culture war!”) and anecdote (a reasonable, amicable discussion!) point in radically different directions. As a literary scholar one feels two articles vying with one another on this half-page in the NZZ feuilleton. On the one hand, a fairly informative article on the historiographical complexities when it comes to the fight for women's suffrage in a country marked deeply by both racist systems and their unacknowledged afterlives. An article that reasons itself into something like an intersectional position. And on the other hand a text that suppresses this complexity and has nothing but ridicule for the same intersectional position that it itself occupies. Neumann's text does two things that the German feuilleton is good at: It informs and contextualizes, ensures that its readers have learned something new. And he offers an atmospherically dense but empirically weak template that ensures that readers do not have to realize what they have just learned.
In general one has to ask: which course of events would not have been a “culture war” for Neumann? What if New Yorkers had (somewhat uncharacteristically) only spilled rose petals over the statues and lain prostrate before their magnificence? Wouldn't that have evoked the other bogeyman of the Cancel Culture text, namely "wokeness" as a " substitute religion"? In a language game in which the description of alleged problems is already incredibly difficult (Where does a debate end, where does a shitstorm begin? What is criticism, what is cancellation?), it’s hard to shake the suspicion that no matter which side of some invisible ideal of social consensus-building the New York events had fallen, Neumann would have had a narrative ready to declare them a problem.
The problem with Cancel Culture texts is not sentimentality - how many of these essays really convince people is an open question. No, their trick has more to do with the epistemic status of atmospherics. These stories say: It is okay to always see individual cases in the light of a very specific (and itself never questioned) framing and then to say that you have informed yourself. How such articles create and legitimize mood can be demonstrated well in Neumann's text: mood comes before detail, every detail is thrown into relief by the Caravaggiesque spotlight of the culture war. Only in its glare do the rifts become unbridgeable, debate become censorship, critical appraisal become historical falsification. What's more, the framing deprives readers of the option to find the debate described interesting or productive. There are simply never enough or the wrong details given.